Dichtungsringe / Flanschdichtungen (IT-Dichtungen, Klingerit)
Stand der Technik

Dichtungsringe resp. Flanschdichtungen, auch IT-Dichtungen, CAS-Dichtungen (compressed asbestos fibre sheets) oder Klingerit (Markenname) genannt, enthielten bis zum Verbot von Asbest praktisch immer Asbest.

Auch bei neueren Anlagen muss damit gerechnet werden, dass die Flanschdichtungen Asbest enthalten, da nicht selten Lagerbestände von Dichtungsringen auch deutlich nach 1990 (z.T. bis heute) verwendet wurden. Auch ist es möglich, dass neuere, aus dem Ausland (z.B. China) importierte Dichtungsringe Asbest (Chrysotil) enthalten. 

Ohne Bearbeitung

Bindungsart Asbest: In der Regel festgebunden (Rohrleitungen, Armaturen).

In gewissen Fällen, insbesondere bei Heizungsanlagen findet man auch schwach gebundene Dichtungen (ähnlich asbesthaltigen Leichtbauplatten). Diese schwach gebundenen Dichtungen können evtl. schon bei normaler Nutzung Fasern freisetzen.

Mit Bearbeitung

Je nach Zustand der Dichtungsringe kann es bei einem Öffnen der Flansche zu einer starken Faserfreisetzung kommen, weil die Dichtungen zerreissen.

Die Dichtungsringe / Flanschdichtungen müssen generell als asbestverdächtig beurteilt werden.

Beproben

Eine Beprobung ist in den meisten Fällen nicht möglich, ohne die Rohrleitung zu demontieren. Da ältere Dichtungsringe praktisch systematisch Asbest enthalten und in einem Gebäude oft sehr viele unterschiedliche Typen von Dichtungsringen verbaut wurden (repräsentative Probenahme schwierig), werden i.d.R. sämtliche Flanschdichtungen in Gebäuden mit Baujahr vor 1990 fachlich (d.h. ohne Probenahme) als asbesthaltig klassiert.

Flansche mit asbesthaltigen Dichtungsringen können (Stand Dezember 2019) nicht in einem Stahlwerk recycliert werden (vgl. Abschnitt Entsorgung weiter unten). Daher ist ein Entfernen der Dichtungsringe vor Anlieferung der Flansche ins Stahlwerk notwendig.

Einzelne Dichtungsringe (oranger Bereich): : Öffnen einzelner Flansche und Entfernen der Dichtungen durch instruierte Handwerker gemäss Suva-Factsheet 84053 möglich.

Mehrere / viele Dichtungsringe (roter Bereich):

  • Schneiden der Rohre auf beiden Seiten der Flansche (durch Baumeister / Handwerker möglich) und Sanierung durch einen Suva-anerkannten Asbestsanierer in externer Sanierungszone.
  • Sanierung direkt vor Ort durch einen Suva-anerkannten Asbestsaniererin einer Sanierungszone.

Gemäss Information vom BAFU (Stand 2019) dürfen asbesthaltige Dichtungsringe zusammen mit dem Metall in "geeigneten Schmelzöfen" eingeschmolzen werden. Es wird davon ausgegangen, dass das Einschmelzen zu keiner messbaren Faserfreisetzung in der Umgebung der Anlagen führt. Stand Dezember 2019 nehmen Stahlwerke in der Schweiz entsprechende Materialien jedoch nicht an.

Die ausgebauten Flanschdichtungen sind in einer Deponie Typ E zu entsorgen.

Allgemeine Bemerkung: In der Westschweiz gilt die interkantonale Vollzugshilfe «Entsorgung von asbesthaltigen Abfällen» vom Dezember 2016. Für die Deutschschweiz und das Tessin existiert zum jetzigen Zeitpunkt keine vergleichbare Vollzugshilfe. Das BAFU erarbeitet zur Zeit entsprechende Vorgaben (Vollzugshilfe «Entsorgung asbesthaltiger Abfälle» zur VVEA, Stand Dezember 2019 noch nicht publiziert). Sobald diese Angaben des BAFU vorliegen, werden diese in Polludoc integriert. Bis dahin sind die in der Deutschschweiz in der Praxis gängigen Entsorgungswege und -vorgehen auf Polludoc aufgeführt (keine Berücksichtigung von kantonalen Spezialanforderungen ausser für die Kantone der Romandie). Zudem sind bzgl. Entsorgung auch die Suva-Factsheets 33063 und 33064 zu berücksichtigen. Die Angaben hier sind daher mit Vorsicht zu geniessen.

Fotos
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